The Guardian Legend


von Phil
22.10.2002

Vor langer, langer Zeit, in einer fernen Galaxie beschloss eine außerirdische Rasse eine gigantische Raumstation – genannt Naju – zur Erde zu senden. An Bord befanden sich unbekannte, mysteriöse Lebensformen. Auf der langen Reise vermehrten sich diese Wesen und verwandelten sich in schreckliche Kreaturen – Naju wurde so zum Todesstern und damit eine Bedrohung für die gesamte Menschheit. Aber noch besteht Hoffnung für die Erdbevölkerung: Innerhalb des Todessterns befinden sich Selbstzerstörungsmechanismen, die aktiviert werden müssen, bevor Naju die Erde erreicht.

So steht die Story dieses recht unbekannten, aber dennoch genialen Spiels auf der Rückseite der Verpackung geschrieben. Du als Spieler bist die letzte Hoffnung für die Menschheit. Du bist der "Guardian of Earth", was übersetzt soviel wie "Wächter der Erde" bedeutet. Nur dieser Schutzpatron ist mit Hilfe seines Raumfighters in der Lage, sich Naju zu nähern, in die Labyrinthe der Raumstation einzudringen und die Selbstzerstörung des Sterns in Gang zu setzen. Die Abenteuer die du erlebst, werden als "The Guardian Legend" in die Geschichte eingehen.

Nach dieser kurzen Einführung in die Geschichte dieses epischen Abenteuers wollen wir nun zur innovativen Spielgestaltung kommen. Nachdem man das NES eingeschaltet hat, stehen dem Spieler im Titelbildschirm, welcher übrigens einen ersten Blick auf Naju gewährt, zwei Möglichkeiten zur Auswahl: Entweder startet man ein neues Spiel, oder man setzt ein altes per Passwortfunktion fort. Geht man von ersterem aus, setzt das Spiel unmittelbar ein und man übernimmt in Form des Raumfighters Kontrolle über den Guardian. Nun wird in bester Shoot 'em Up Manier mit Höchstgeschwindigkeit vertikal Richtung Naju geflogen, wobei einem schon erste Asteroiden und Gegner entgegen kommen, welche es abzuschießen gilt. Hat man den ersten Endgegner in dieser Intro-Stage besiegt, gelangt man endlich auf den Todesstern. Hier findet man sich plötzlich in einer "The Legend Of Zelda"-ähnlichen Sicht zu Fuß wieder, was anfangs etwas verwirrend erscheint. Doch schnell wird klar: The Guardian Legend ist ein gut gelungener Genre-Mix aus Vertikal-Shooter und Action-Adventure!

Im Action-Adventure Teil hat man nun also eine Oberwelt zu durchforsten, auf der es von bösartigen Kreaturen nur so wimmelt! Diese lassen sich aber bestens durch die vielen Waffensysteme, die man im Verlauf des Spiels einsammelt, vernichten. Ähnlich wie in "The Legend Of Zelda" sind die Areale so aufgebaut, dass sich ein Bildschirm an den nächsten reiht und es in jedem Gegner zu besiegen, Teleporter in das nächste Areal zu finden oder besondere Aufgaben zu erfüllen gilt. Hierbei sei aber gesagt, dass die Oberwelt nicht ganz so Labyrinth-artig und rätselastig wie das große Vorbild aus dem Hause Nintendo geraten ist, was aber gar nicht so negativ zu werten ist: Schon nach kürzester Zeit navigiert man sich perfekt durch die Landschaften Najus – und das nicht zuletzt aufgrund der übersichtlich gestalteten Karte, die sich jederzeit im Pausenmenü abrufen lässt. Interessant ist übrigens die Tatsache, dass sich auf dieser Raumstation nicht nur feindlich, sondern auch freundlich gesinnte Wesen herumtreiben. Diese werden "Blue Lander" genannt, und erinnern mich irgendwie an einen blauen Hüpfball... mit Augen :)! Wichtig ist aber eigentlich nur, dass sie einem mit Items versorgen – gegen ein geringes Endgeld versteht sich. Denn was gibt es heute noch umsonst? Nichts! Also macht man sich auf, um sogenannte Chips zu finden, die in Kisten herumliegen. Schießt man diese ab, erhält man eine gewisse Anzahl an Chips und kann diese entweder für den Einsatz von Spezialwaffen benutzen, was sich vor allem bei einigen Zwischen- und Endgegnern bezahlt macht, oder sie für den Handel mit einem der Blue Lander auf den Kopf hauen. Items gibt es übrigens ganz unterschiedliche: Während man zum einen verschiedene Waffen wie ein Laserschwert, Schutzkugeln oder Feuerbälle erhält, findet man auch hin und wieder kleine Blue und Red Lander, durch welche die Energieleiste erweitert bzw. die maximale Anzahl der tragbaren Chips erhöht wird. Auch kann man durch bestimmte Gegenstände seine Angriffskraft und Verteidigung erhöhen.

Das Ziel auf der Oberwelt ist es eigentlich, sich durch diverse Items aufzupowern und, sofern noch nicht geöffnet, die Eingänge zu den Korridoren, welche die Shooter-Levels darstellen, freizulegen. Dies geschieht anhand eines kleinen Rätsels, welches sich aber immer leicht durch die Tipps, die man in speziellen Erholungsräumen erhält, lösen lässt. In jedem Areal gibt es zwei Korridore, insgesamt kommt man in The Guardian Legend auf 21 verschiedene Levels bester Shooter Qualität :). Diese sind, ebenfalls wie die ihnen jeweils obergeordneten Areale, in verschiedene Kategorien eingeteilt, nach der sich die Musikstücke, die Monster, die Bosse und die Landschaft richten. Neben der normalen Zone gibt es noch folgende: Die Tiefen der Unterwasserwelt, die dunklen Wälder, riesige Kristalllandschaften, organische Strukturen und die ewige Dürre der Wüsten. Um in eines dieser Areale eintreten zu dürfen, benötigt man allerdings einen Schlüssel, den man für gewöhnlich im vorherigen Korridor gefunden hat.

In den Shooter-Levels geht es dann endgültig in die Vollen – der Guardian fetzt nur so durch die Landschaften, dass den Riesenpiranhas selbst unter Wasser übel wird, die fleischfressenden Pflanzen plötzlich nicht mehr nach Essbarem schnappen und die mutierten Flugskorpione nur noch in mehreren tausend Teilchen auf die Erde zurückkehren. Warum? Weil der Schützer der Erde, der übrigens durch eine Frau verkörpert wird (neben Samus Aran aus Metroid noch so ein weiblicher Charakter mit Kultstatus :)), die außerirdischen Horden mit seinem Waffenarsenal ordentlich aufmischt! Am Ende jeder Mission wartet dann noch mal ein gewaltiger Obermotz auf, für den jeweils eine gewisse Taktik von Nöten ist, um den Korridor als Sieger, oder sollte ich sagen "lebendig", verlassen zu dürfen.

Ob der Guardian Naju erfolgreich verlassen wird? Das liegt an euch! Gelingt einem aber die Rettung der Erde, steht einem noch ein besonderes Feature bevor: Ein Passwort, mit dem nur noch die Shooter-Levels absolviert werden müssen! Die Tatsache, viele Items nicht mehr aufsammeln zu können, macht das Unterfangen, Naju zu zerstören, um einiges schwieriger, ist für Spieler mit viel Ausdauer aber genau das Richtige. Aber gerade diese Passwörter stellen einen der wenigen Minuspunkte von The Guardian Legend dar. Zwar lassen sie sich bequem von einigen der Blue Lander überall auf der Oberwelt zerstreut abrufen, mit 32 Zeichen die man aber jedes Mal notieren und zu einem späterem Zeitpunkt wieder eintippen muss, entpuppt sich die ganze Sache schon fast als Qual.

Grafisch gesehen hinterlässt der Titel einen überaus guten Eindruck. Die Jungs des Entwicklerstudios Broderbund Software haben wirklich sehr viel aus dem alten Brotkasten rausgeholt. Die Chipsets sind teilweise schon fast auf SNES Niveau und die Sprites, sowohl das des Guardians als auch die der monströsen Kreaturen, sind sehr detailliert. Vor allem die Endbosse sehen richtig genial aus, ob nun Eyegore, der fliegende Totenkopf mit seinen acht Augen oder Teramute, der feuerspeiende Drache aus den tiefen Wäldern, wirklich bei jedem Biest wurde mit viel Liebe zum Detail ein furchteinflössendes Monster erschaffen. Musikalisch gesehen bietet der Titel ebenfalls einiges! Der fetzige Soundtrack untermalt das ereignisreiche Geschehen bestens und lässt richtiges Action-Feeling aufkommen! Einige Stücke sind sogar richtige Ohrwürmer, die man nicht mehr so schnell loswird! Auch die Soundeffekte sind je nach Waffe verschieden und individuell, und klingen gleichzeitig nicht nur nach dumpfen Schlägen gegen die Wand, wie es auf dem NES leider manchmal der Fall ist. Technisch gesehen spielt The Guardian Legend also ganz klar in der oberen Liga mit!

Fazit: Für Langzeitmotivation ist trotz des nicht vorhandenem Zweispielermodus gesorgt, die Legende des Wächters bleibt bis zum finalen Kampf gegen "Es" spannend. So wird man das Modul erst dann wieder aus dem NES herausholen, bis man die Erde schließlich gerettet hat. Dank der technischen Aspekte wirkt das Spiel auch nicht zu altbacken und mausert sich zu einem echten Geheimtipp für unsere geliebte Konsole. Wer nicht gerade ein Feind einer der beiden Genres, aus denen sich The Guardian Legend zusammensetzt, ist, wird begeistert sein!


Wertung


9/10

Kommentare



Phil
Als ich eines Tages mal wieder meine Runde bei eBay drehte und eigentlich nach nichts besonderes suchte, stich mir The Guardian Legend sofort ins Auge und ich ersteigerte es für gerade mal 2 Euro! :) Schnell erkundigte ich mich über das Spiel und bekam sogar von Yamato gesagt, dass der Titel ein echter Insider sei! Völlig gespannt auf das Modul las ich alles im Internet, was ich zu The Guardian Legend finden konnte, und als dann das Päckchen endlich bei mir ankam, war es endgültig um mich geschehen. Vor allem der erfrischende Genre-Mix und der durchaus geniale Soundtrack machen diesen Titel für mich unvergesslich! Höchste Kaufempfehlung!



Yamato
The Guardian Legend hat Pepp! Besonders angetan haben es mir die packende Story und die gelungene Präsentation, die in diesem Abenteuer eine richtig schöne, dichte Atmosphäre aufbauen, was auch besonders dem teilweise wirklich dramatischen Soundtrack zu verdanken ist. Hinzu kommt ein innovativer Genre-Mix mit fehlerfreien, actiongeladenen Shooter-Einlagen und einem motivierenden Adventure-Part. Zockerherz, was willst du mehr? The Guardian Legend ist eines der absoluten Highlights für das NES, jeder wahre Videospielfan sollte es auf alle Fälle mal gespielt haben. Kennt ihr diesen gefühlsduseligen Zustand nach Beendigung eines packenden Spiels? Bei The Guardian Legend erlebt ihr ihn!



Kuros
Vorab möchte ich sagen, dass mir Yamato dieses Spiel irgendwann mal zum Geburtstag schenkte, ich es aber lange im Schrank ließ, weil ich zu dieser Zeit irgendwie keine große Lust auf ein eher zeitaufwendiges Spiel hatte. Doch als ich das Modul dann endlich hervor holte, entwickelte es sich auch für mich zu einem echten Superhit. Meine besondere Hochachtung geht an die Entwickler für die gelungene Verschmelzung von Shoot 'em Up und Action-Adventure. Schon alleine die Ballerlevel hätten ein vollwertiges Spiel ergeben, doch durch die Erforschung der Oberwelt kommt eine gehörige Portion Abwechslung mit ins Spiel. Außerdem ist mir die Steigung des Schwierigkeitsgrads positiv aufgefallen, denn ab einer gewissen Stelle werdet ihr beispielsweise merken, dass euer normaler Laser (egal ob Doppel-, Dreifach- oder Vierfachlaser) nicht mehr ausreicht und ihr somit auf das richtige Einsetzen des reichhaltigen Waffenarsenal angewiesen seid, was sehr viel Spaß macht. Ich habe lange nicht mehr ein so intensives Spielgefühl wie bei The Guardian Legend erlebt...



Seppatoni
Leider kann ich hier nicht so ganz mit meinen Kollegen übereinstimmen. Zwar ist The Guradian Legend auf jeden Fall ein gelungenes Spiel, aber mehr ist es meiner Meinung nach nicht. Der Genre-Mix bringt zusätzliche Abwechslung, aber keines der beiden Elemente kann es meiner Ansicht nach mit einem "echten" Shooter oder Adventure aufnehmen. Vielleicht ist das der Grund, weshalb der Funke bei mir einfach nicht so richtig überspringen will...